Physiotherapie Wolfgang Erdmann - Häufige Operationen
Häufige Operationen
Viele Operationen an der Wirbelsäule und den Extremitäten erfordern eine intensive physiotherapeutische Nachbehandlung
- zur Stabilisierung des Operationsergebnisses,
- zur Schmerzlinderung und Abschwellung
- zum Wiedererlangen normaler Gelenkbeweglichkeit
- zum Kraftaufbau
- zur Besserung von Stabilisation und Koordination
- zur schnelleren Eingliederung im Alltag und Arbeitsplatzprozessen
- zur Wiedererlangen sportlicher und anderer Freizeitaktivitäten
aber
es kommt dabei in jedem Fall auf Ihre Mithilfe an, um gemeinsam und möglichst schnell die gesteckten Ziele zu erreichen.
Folgende Beispiele von bekannten Krankheitsbildern und ihren Operationen sollen die Vorgehensweise der Physiotherapie erklären.
Wirbelsäule (Beispiel:Bandscheibenoperation)
Aufbau und Funktion der Bandscheibe siehe unter Ischialgie/Bandscheibenvorfall
In Abhängigkeit der Operationstechnik und dem Ausmaß der Verletzung sind im Allgemeinen die Operationsergebnisse gut. Schwere körperliche Arbeit, Sport- und Freizeitaktivitäten können nach 6 – 10 Wochen wieder aufgenommen werden.
Beginnend in der Rehabilitation werden Alltagsabläufe wie z.B. das richtige Hinlegen und Aufstehen geübt, um das Operationsgebiet möglichst zu entlasten. Isometrische Übungen, dieses sind Spannungsübungen der Muskeln mit keinen oder nur geringen Gelenkbewegungen, helfen zu einem frühen und schonenden Kraftaufbau der Rumpf- und Extremitätenmuskeln. Je nach Befund wird dann mit bewegenden und dehnenden Übungen die normale Alltagsbeweglichkeit wieder aufgebaut. Ergänzend zur Krankengymnastik kann diese mit anderen physiotherapeutischen Maßnahmen wie z.B. Lymphdrainage, Wärme u.a. ergänzt werden. Krafttraining auch an Geräten wird gut vertragen.
Vorbeugend für belastende Alltagsbewegungen sollten auch Übungen und Verhalten im Sinne einer Rückenschule erlernt werden.
Nicht immer reichen die Anwendungen einer stationären oder ambulanten Rehabilitation aus. In diesem Fall sollte die Physiotherapie in einer Praxis noch ausreichend lange fortgesetzt werden.
Hüftgelenk (Beispiel:Künstliches Hüftgelenk)
Arthrose (Gelenkverschleiß), Osteoporose (Knochenentkalkung), Unfälle, Übergewicht, Gelenksteifigkeit und nachlassende Muskelkraft sind als typische Alterserkrankungen mitverantwortlich für Erkrankungen, Schmerzen und Brüche im Hüftgelenk. Neben vielen ärztlichen und klinischen Behandlungsmöglichkeiten ist das operative Einsetzen einer künstlichen Hüftgelenksprothese (Hüftendoprothese) eine besonders häufige Alternative, den Alltag mit einem neuen Gelenk spürbar zu erleichtern. Verbesserte Prothesen- und Operationstechniken einschließlich der modernen Anästhesie machen diese therapeutische Maßnahme möglich für 60 jährige genauso wie für über 80 Jahre alte Patienten. Die Haltbarkeitsdauer von Hüftprothesen liegt heute bei 15 – 20 Jahren. Operierte bleiben in der Regel zwei bis drei Wochen im Krankenhaus. Noch mal so lange dauert die anschli eßende stationäre oder ambulante Rehabilitation. Arbeitsfähigkeit wird meist nach drei Monaten erreicht.
Bild: National Institutes of Health, part of the United States Department of Health and Human Services
Aufgaben und Ziele der Physiotherapie
- zur Stabilisierung des Operationsergebnisses,
- zur schnelleren Eingliederung im Alltag und Arbeitsplatzprozessen und zum
- Wiedererlangen sportlicher und anderer Freizeitaktivitäten
sind:
- Schmerzlinderung und Abschwellung z.B. durch Lymphdrainage und/oder Kälteanwendungen
- Wiedererlangen normaler Gelenkbeweglichkeit durch Krankengymnastik und Geräten z.B. Ball und/oder Ergometertraining (Standfahrrad), auch Dehnungsübungen kommen hierbei schon zum Einsatz.
- Kraftaufbau durch Krankengymnastik und späterem Einsatz von Geräten
- Besserung von Stabilisation und Koordination durch spezielles Muskelfunktionstraining z.B. mit Hilfe von Gleichgewichtsübungen
Nicht immer reichen die Anwendungen einer stationären oder ambulanten Rehabilitation aus. In diesem Fall sollte die Physiotherapie in einer Praxis noch ausreichend lange fortgesetzt werden.
Tipp:
Sanfte Sportarten wie Schwimmen, Wandern, Radfahren, Walking etc. sollten regelmäßig betrieben werden. Das Meiden vom Heben und Tragen schwerer Lasten und Sportarten mit vielen Drehbewegungen, so wie Gewichtsreduzierung verlängert die Lebensdauer des neuen Hüftgelenkes.
Kniegelenk (Allgemein)
Das Knie ist das bei Sportlern am häufigsten verletzte Gelenk. Verantwortlich dafür sind vor allem Drehbelastungen wie sie beim Fußball, Skilaufen und ähnlichen Sportarten vorkommen. Mehrheitlich sind hierbei die Menisken (Innen- und Außenmeniskus) und das Innenband (mediales Kollateralband) betroffen. Des Weiteren sind Risse und Abrisse des vorderen Kreuzbandes für lange Fehlzeiten im Sport verantwortlich.
© Deutscher Ärzteverlag GmbH
Mit zunehmendem Alter und durch entsprechende Belastung in Beruf (z.B. Fliesenleger) und Freizeit nehmen Verschleißerkrankungen entsprechend einen hohen Stellenwert ein. Überlastungsprobleme kündigen sich meist schon im Voraus eine Zeit lang durch Schmerzen an. Zu diesem Zeitpunkt wäre es schon sinnvoll physiotherapeutische Ratschläge einzuholen, um rechtzeitig und vorbeugend durch Eigentraining und Ursachenerkennung größere und aufwendige konservative und operative Behandlungen zu vermeiden.
Reichen diese Maßnahmen nicht aus, steht den Ärzten eine Vielzahl von diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten zur Verfügung, die zahlreichen Krankheitsbilder zu erkennen und entsprechend konservativ und/oder operativ zu behandeln. In den meisten Fällen kommt hierbei auch die Physiotherapie zum Einsatz,
aber
es kommt dabei in jedem Fall auf Ihre Mithilfe an, um gemeinsam und möglichst schnell die gesteckten Ziele zu erreichen.
Meniskusverletzungen
Die häufigsten Verletzungen am Knie sind Schäden des Innen- und Außenmeniskus. (Ursache siehe Kniegelenk) Die Arthroskopie von Meniskusschäden gehört zu den häufigsten Operationen des Kniegelenkes. Die Menisken sind vereinfacht dargestellt als zwei Scheiben zu betrachten, die in ihren gesamten Ausmaß eine Fläche von mehreren Zentimetern bedecken. Sie bestehen aus bindegewebigem Faserknorpel und liegen auf dem Tibiaplateau (Oberfläche des Unterschenkelknochens).
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Unter anderem haben sie folgende gelenkschützende Funktionen:
- Vergrößerung der Kontaktfläche im Kniegelenk zwischen Oberschenkel- und Unterschenkelknochen. Damit kommt es zu einer breiteren und besseren Gewichtsverteilung.
- Stoßdämpfende Wirkung auf den darunterliegenden Knorpelflächen
- Stabilisierung des Kniegelenkes
Im Gegensatz zu früher versucht man heutzutage im Falle einer Operation den geschädigten Meniskus nicht mehr vollständig zu entfernen, sondern die nicht verletzten Anteile im Gelenk zu belassen, damit oben genannte Funktionen soweit als möglich erhalten bleiben. Dadurch werden auch mögliche Spätfolgen, z.B. eine Kniegelenksarthrose, gemindert.
Heilungsverlauf:
Je nach Belastung in Beruf oder Freizeit und im Sport sollte man zum normalen Training nicht eher zurückkehren, bis nahezu volle Beweglichkeit und Kraft des Kniegelenkes wieder erlangt sind. Dies dauert normalerweise 2 – 6 Wochen nach einer arthroskopischen Operation. Je nach Größe und Lokalisation des Meniskusrisses kann es aber auch 12 – 16 Wochen dauern.
Nach einer Meniskusnaht ist die Sportaufnahme erst nach 4 – 6 Monaten aufgrund des Heilungsprozesses zu empfehlen. Näheres hierzu wird aber in der Regel mit dem Operateur abgesprochen.
Aufgaben und Ziele der Physiotherapie
- zur Stabilisierung des Operationsergebnisses,
- zur schnelleren Eingliederung im Alltag und Arbeitsplatzprozessen und zum
- Wiedererlangen sportlicher und anderer Freizeitaktivitäten
sind:
- Schmerzlinderung und Abschwellung z.B. durch Lymphdrainage und/oder Kälteanwendungen
- Wiedererlangen normaler Gelenkbeweglichkeit durch Krankengymnastik und Geräten z.B. Ball und/oder Ergometertraining (Standfahrrad), auch Dehnungsübungen kommen hierbei schon zum Einsatz.
- Kraftaufbau durch Krankengymnastik und späterem Einsatz von Geräten
- Besserung von Stabilisation und Koordination durch spezielles Muskelfunktionstraining z.B. mit Hilfe von Gleichgewichtsübungen.
Vorderes Kreuzband
Verschiedene Bänder haben die Aufgabe, das Kniegelenk zu stabilisieren, d.h. diese sollen ein Verschieben bzw. Gleiten des Unterschenkelknochens im Verhältnis zum Oberschenkelknochen im Gelenk nach vorn oder hinten und/oder zu den Seiten verhindern. Eines der bekanntesten und am häufigsten verletzten von diesen ist das vordere Kreuzband.
Je nach Unfallursache kann es isoliert oder in Kombination mit anderen Bänder-, Gelenkkapsel- und Meniskusverletzungen gerissen sein. Ein gleichzeitiges Verdrehen und Überstrecken des Kniegelenkes z.B. beim Skilaufen oder eine gleichzeitige Dreh-, Streck- und Anprallverletzung z.B. beim Fußballspielen sind typische Ursachen für diese Probleme. Ein Verlust des vorderen Kreuzbandes führt nicht nur zu einem anormalen Bewegungsablauf, sondern auch zu zukünftigen schweren Verschleißveränderungen z.B. Arthrose im Kniegelenk.
Eine Vielzahl von manuellen (mit den Händen), technischen (z.B. Kernspintomographie) und operativen Untersuchungsmöglichkeiten sichern dem Arzt die Diagnose und das weitere therapeutische Vorgehen. In vielen Fällen muss operiert werden, bei isolierten Verletzungen reicht aber sehr häufig die konservative (nicht operative) Therapie insbesondere mit physiotherapeutischen Maßnahmen für gute Behandlungsergebnisse aus.
Einige Gründe, die dem Arzt, Physiotherapeuten und natürlich dem Patienten helfen, sich für eine Behandlung zu entscheiden, sind:
- Die Aktivität in Beruf, Freizeit und / oder Sport entscheidet maßgeblich über eine mögliche Operation. Dem sehr aktiven Patienten wird sie wahrscheinlich am meisten helfen. Dazu kommt die in der Regel größere Bereitschaft, die anschließende intensive physiotherapeutische Rehabilitation mitzumachen.
Weniger aktive Menschen, deren Kniestabilität nicht besonders beansprucht wird, kommen häufig auch ohne Operation gut zurecht.
- Das Alter spielt zunehmend eine geringere Rolle für eine konservative oder operative Behandlung, denn immer mehr Senioren sind sportlich sehr aktiv z.B. beim Bergwandern. Sehr junge und sehr alte Patienten werden eher selten operiert.
- Kombinierte Verletzungen des vorderen Kreuzbandes mit z.B. Schäden an anderen Bändern und / oder am Meniskus erzwingen häufig die Operation.
- Fällt das Ergebnis einer konservativen Therapie eher unbefriedigend aus, weil z.B. größere Stabilitätsprobleme im Kniegelenk auftreten, kann man sich immer noch für eine Operation entscheiden, um dadurch zukünftigen Schäden am Meniskus und / oder Gelenkknorpel zu vermeiden.
- Kriterien für eine Operation sind auch Schmerzen und rezidivierende (sich immer wieder bildende) Ergüsse im Kniegelenk uvm.
Aufgaben und Ziele der Physiotherapie
- zur Stabilisierung des Operationsergebnisses,
- zur schnelleren Eingliederung im Alltag und Arbeitsplatzprozessen und zum
- Wiedererlangen sportlicher und anderer Freizeitaktivitäten
sind:
- Schmerzlinderung und Abschwellung z.B. durch Lymphdrainage und/oder Kälteanwendungen. Diese Maßnahmen werden zunehmend häufiger auch vor einer Operation durchgeführt, bis das Kniegelenk sich beruhigt hat und Schwellungen und Schmerzen nicht mehr bestehen. Der optimale Zeitpunkt für eine Operation liegt bei etwa 2 – 8 Wochen nach der Verletzung.
- Wiedererlangen normaler Gelenkbeweglichkeit durch Krankengymnastik und Geräten z.B. Ball und/oder Ergometertraining (Standfahrrad), auch Dehnungsübungen kommen hierbei schon zum Einsatz.
- Kraftaufbau durch Krankengymnastik und späterem Einsatz von Geräten
- Besserung von Stabilisation und Koordination durch spezielles Muskelfunktionstraining z.B. mit Hilfe von Gleichgewichtsübungen
- Beratung des Patienten im zukünftigen funktionellen Umgang mit seinem Knie in Beruf, Freizeit und/oder Sport.
Tipp:
Alle Bewegungen die bergauf führen und das Knie nicht unnötig häufig über ca. 80° beugen z.B. bei schrägen Ebenen, Treppen, leichten Bergwanderungen trainieren die Muskeln und sind weniger belastend für das Gelenk und Kreuzband, als absteigende Bewegungen. Dieses gilt natürlich auch beim Tragen von Lasten. Lieber zweimal Gehen mit geringem Gewicht als einmal mit doppelter Last.
Brüche (Frakturen) und Physiotherapie
© Deutscher Ärzte Verlag GmbH
Brüche (Frakturen) sind grundsätzlich schwere Verletzungen, die nicht nur den Knochen schädigen, sondern auch das umgebende Weichteilgewebe, Sehnen, Bänder, Muskeln, Nerven, Blutgefäße und Haut. Sie können quer, schräg und spiralförmig verlaufen oder es können Trümmerbrüche auftreten.
Wenn die Bruchenden die Haut durchspießen spricht man von einer offenen Fraktur, bleibt die Haut unverletzt von einer geschlossenen Fraktur. In jedem Fall ist ärztliche Kunst notwendig, Bruchenden so genau wie möglich in ihre normale Ausrichtung wieder zurückzubringen. Je nach Verletzung gelingt dieses konservativ (nicht operativ) durch Anlage eines Gipses, Gehgipses, Gipsschiene etc. oder es ist nur durch eine Operation möglich. Hierbei erfolgt die Osteosynthese (Verbindung der Knochenanteile) durch eine innere Schienung mit Hilfe von Cerclagen (Stahldraht), Platten, Schrauben, Drähte, Stifte und Nägel. Meistens erfordert dieses Vorgehen eine zusätzliche Anlage eines Gipses oder einer Schiene, welche nach kurzer Zeit abgenommen werden kann. Die Zeit der Ruhigstellung hängt von der Lokalisation und Schwere des Bruches und von dem Heilungsfortschritt ab. Die Zeitdauer beträgt meistens 4 – 6 Wochen, kann aber auch in besonderen Situationen bis zu 3 Monaten betragen. Die meistens darauf folgende physiotherapeutische Nachbehandlung dauert mindestens ebenso lang.
Aufgaben und Ziele der Physiotherapie
- zur frühen funktionellen Wiederherstellung,
- zur Stabilisierung des Operationsergebnisses
- zur schnelleren Eingliederung im Alltag und Arbeitsplatzprozessen und zum
- Wiedererlangen sportlicher und anderer Freizeitaktivitäten
sind:
- Schmerzlinderung und Abschwellung z.B. durch Lymphdrainage und/oder Kälteanwendungen
- Gehtraining z.B. Treppensteigen mit und ohne Stützen und anderen Gehhilfen
- Narbenbehandlung
- Wiedererlangen normaler Gelenkbeweglichkeit durch Krankengymnastik und Geräten, z.B. elastische Gymnastikbänder und/oder leichtes Hanteltraining, Ergometertraining (Standfahrrad) etc, auch Dehnungsübungen kommen hierbei schon zum Einsatz.
- Kraftaufbau durch Krankengymnastik und späterem Einsatz von Geräten
- Besserung von Stabilisation und Koordination durch spezielles Muskelfunktionstraining z.B. mit Hilfe von sportartspezifischen Übungen,